Krijn van Baren und Jan Bert Kuipers sind die „Laboranten“ der Global Organ Group. Sämtliche technischen Leitungen der Johannus-Orgeln sind bildlich gesprochen irgendwann einmal durch ihre Reagenzgläser und Pipetten gegangen, und das gefällt den beiden enorm. „Aber das Allerschönste sind die Tage der offenen Tür. Da treffen wir die Kunden, für die unsere Orgeln eine Welt der musikalischen Phantasie eröffnen.“
Der niederländische Zweig der Forschungs- & Entwicklungsabteilung der Global Organ Group besteht aus neun Mitarbeitern: zwei Hardware-Technikern, fünf Software-Technikern, einem Hard- und Software-Techniker und einem Compliance-Techniker. Hardware-Techniker Krijn arbeitet bereits seit 1990 bei Johannus. „Das ist erst mein zweiter Job. Nach der technischen Fachoberschule habe ich kurz bei einem anderen Unternehmen gearbeitet, mit Unterbrechung meiner Dienstzeit. Danach bin ich zu Johannus gekommen.“
Jan Bert setzt sich sowohl mit der Hardware als auch mit der Software auseinander. Er arbeitete nach der technischen Fachhochschule (Autotechnik) bei einem Chiphersteller, danach bei einem Projektbüro und folglich kam er 2018 nach Ede. „Dieser Umstieg verlief ziemlich besonders“, erzählt er. „Eines Tages habe ich bei der Global Organ Group angerufen und gesagt: Ich suche Arbeit an der Schnittstelle von Audiotechnik, Software- und Hardware-Entwicklung und was Sie machen, finde ich einfach hervorragend.“ Der Rest ist Geschichte.
Formeln umgesetzt in Software
Die Arbeit von Krijn und Jan Bert ist eine ziemlich komplizierte Mischung jener Zutaten, die Jan Bert mit seinem damals noch potenziellen Arbeitgeber besprochen hat. In der Praxis sind es komplizierte Formeln (wenn a = x, dann ist b = y usw. usw.), die in intelligente Software übersetzt und auf selbstentwickelter Hardware programmiert wird. Krijn: „In einem Leiterplatten-Entwurfsprogramm zeichnen wir von Grund auf die Schaltpläne der Leiterplatten. Einfach gesagt verbinden wir die Kabeln solange, bis das Puzzle stimmt. Wenn wir das sogenannte Layout des Schaltplans fertiggestellt haben, wird er in die Fabrik gesendet. Dort wird eine „leere“ Leiterplatte erstellt; bei einem Betrieb in den Niederlanden wird die Leiterplatte zusammengebaut. Alle Bauteile werden genau so zusammengesetzt, wie wir uns das hier ausgedacht haben. Was wir hier schließlich hereinbekommen, ist das gebrauchsfertige Motherboard.“
Das technisch-musikalische Kernstück der Orgel
Es ist im Grunde ein musikalischer Auftrag, der technisch durchgedacht wird: die Global Organ Group strebt danach, so nahe wie möglich an den Pfeifenorgelklang heranzukommen. Alles, was dafür erforderlich ist, wird in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung konzipiert, entworfen, getestet, verfeinert, stabilisiert, beschleunigt und optimiert.
Im Prinzip dreht sich alles um das Motherboard, das technisch-musikalische Kernstück aller Orgeln. Im Motherboard wird die Kreativität und Virtuosität der Organisten erst in digitale Anleitungen für alle einzelnen Funktionalitäten umgesetzt, die folglich in analogen, für das menschliche Gehör hörbaren Klang umgeformt werden. Das erfolgt alles in einem Bruchteil einer Sekunde. „Nur ein paar Millisekunden“, spezifiziert Jan Bert. „Zwischen dem Moment, in dem eine Taste gedrückt wird, und dem Moment, in dem man den Ton hört, vergehen ein paar Tausendstelsekunden. Das bedeutet in der Praxis Echtzeit.“
Die ständige Verbesserung dieses Motherboards gehört zu den Kernaufgaben der F&E-Arbeiten. In den letzten Jahrzehnten haben enorme Entwicklungen stattgefunden, sagt Krijn. „Von unserer ersten digitalen Orgel bis zu den Serien, die wir heute produzieren, wurde die Technik sechs Mal einer eingreifenden Änderung unterzogen. In der Zwischenzeit werden auch laufend kleine Anpassungen durchgeführt, beispielsweise weil bestimmte Leiterplattenkomponenten nicht mehr hergestellt werden. Dafür muss man sich dann etwas Neues einfallen lassen.“ Jan Bert: „Durch alle Entscheidungen, die hier im Laufe der Jahre getroffen wurden, ist der weltberühmte Johannusklang entstanden. Das ist wirklich eine Kombination sehr vieler Faktoren. Der Raumklang, das Sampling, der Audio-Ausgang, die qualitativ sehr hochwertigen Verstärker und Lautsprecher - in allen Bereichen möchten wir das Beste vom Besten erreichen.“
Musik ist Emotion
Wie entstehen eigentlich die neuen Merkmale der Orgeln der Global Organ Group? „Meistens sind es Anfragen von Kunden, die bei uns landen“, erläutert Krijn. „Wir beginnen dann zu rechnen, zu entwerfen und zu testen.“ „Aber“, fügt Jan Bert hinzu, „manchmal läuft es auch umgekehrt. Dann kommt unser technischer Leiter mit der Bitte, ob wir eine Idee ausarbeiten können, die er im Kopf hat.“
Von welcher Seite die Inspirationen auch kommen, die Erfindungen des Global Organ Group-Laboratoriums müssen letztlich der Musik zugute kommen. Und Musik ist Erlebnis, Emotion. Krijn und Jan Bert wissen, wovon sie sprechen, denn sie sind nicht nur technisch-innovativ, sondern beide auch musikalisch - wenn auch nicht auf der Orgel. Krijn spielt beim Musikverein Crescendo in Elst (Utrecht) auf seinem Saxophon in verschiedenen Musikgenres. Jan Bert spielt Klavier und Keyboard in einer Glaubensgemeinschaft in Arnhem und begleitet dort den Gottesdienst.
Ein musikalischer Hintergrund ist nicht unbedingt Voraussetzung für ihre Untersuchungen und Innovationen, aber gewiss kein Hindernis, sagt Jan Bert. „Wenn ich etwas entwickelt habe, setze ich mich sofort an die Tasten. Ich weiß genau, wie etwas klingen muss, weil ich das musikalische Erlebnis verstehe.“ Krijn: „Manchmal können wir uns echt in verschiedenen technischen Details verlieren. Und genau aus diesem Grund mag ich unsere Tage der offenen Tür besonders gern. Da treffen wir die Kunden, für die unsere Orgeln eine Welt der musikalischen Phantasie eröffnen. Auf diese Weise wird es für uns wirklich greifbar.“
Er erinnert sich noch sehr gut daran, als seine Töchter im Feike-Asma-Saal der Global Organ Group mit einem Organisten auf einer riesigen Monarke ein Musikstück spielten. „Der Grund dafür war mein 25-jähriges Arbeitsjubiläum. Eine meiner Töchter spielte Saxophon und die andere Bügelhorn, auf der Orgel, die ich technisch mitentwickelt hatte. Das war ein sehr rührender Moment für mich. Technik und Emotion kamen dabei in intensiver Art und Weise zusammen.“